Nicht alle Tage kann man dabei zuschauen, wie eine wahre Königin das Licht der Welt erblickt, auch wenn wir hier nicht von einem Königshaus im eigentlichen Sinne reden.

Der Imker André Werner züchtet im sächsischen Glashütte und etwas versteckt im Wald die Bienenrasse „Carnica“. Diese aus Kärnten in Österreich stammende Bienenrasse (Apis mellifera carnica) gilt als besonders robust und dem Klima in Europa gut angepasst. Die grau bis bräunlich beharrte Biene zeichnet sich durch eine hohe Honigleistung aus, ist aber im Vergleich zu anderen Rassen wie der Buckfast schwarmfreudiger.

Unser Klima ändert sich immer schneller und verlangt den Imkern einiges ab. Die Bienen werden anfälliger gegen Krankheiten, ändern sich doch ihre gewohnten Lebensräume schnell. Als Hauptbestäuber leisten Sie unverzichtbare Arbeit für Natur und Landwirtschaft.

Die Zucht der Biene bedeutet einen relativ hohen zeitlichen Aufwand und korrekte Abläufe in der Zeitplanung, da die Entwicklungsstadien vom Ei bis zur fertigen Honigbiene festen biologischen Zyklen entsprechen. Dabei muss der Imker passende Völker finden, die für die Honigproduktion und andere Merkmale entscheidend sind. Dazu gehören auch eine geringe Stechlust, Schwarmträgheit und die Eigenschaft, Krankheiten überstehen zu können, die durch Umwelteinflüsse oder auch den Menschen in die Bienenvölker eingebracht werden können. Eine Zucht bedeutet aber auch, dass die Mutter (Königin) als einzige im Volk Eier legen kann und somit die Genetik an jede Generation weitergibt. Daher ist es entscheidend, auch auf die Auswahl der männlichen Bienen (Drohnen) zu achten, da diese ihre Eigenschaften in der Begattung mit der Königin weitergeben und somit entscheidend für eine erfolgreiche Zucht sind.

Die Bienenzucht wird nicht umsonst als „Königsdisziplin“ in der Imkerei bezeichnet, lässt der Imker sich doch auf eine interessante Reise ein, die ihn einige Wochen beschäftigen wird. Alles beginnt damit, dass ein Pflegevolk erstellt wird, junge Bienen und Waben mit Brut, die einzig dazu dienen, die jungen Larven, die der Imker ausgewählt hat, aufzuziehen. Hier werden jüngste Larven aus den erkorenen Bienenvölkern entnommen und mit Hilfe von speziellen Gabeln in Zuchtrahmen gesetzt. Diese werden nun in das Pflegevolk gehängt und von den Bienen hoffentlich erfolgreich weiter gefüttert. Aufgrund der Tatsache, dass im Pflegevolk bewusst keine Königin vorhanden ist, steigert dies den Drang der Bienen, aus den Larven Königinnen machen zu wollen.

Nach einigen Tagen schaut der Imker die Völker durch und kontrolliert, wie viele Larven angenommen wurden und „käfigt“ bereits verschlossene Königinnenzellen. Die erste schlüpfende Königin würde ihrem natürlichen Trieb sonst nachgehen und ihre Konkurrentinnen buchstäblich erstechen um sich als Chefin behaupten zu können.

Weitere Schritte stellen die Markierung der Königinnen mit einer Nummer dar bevor sie dann auf die Belegstelle in der Dresdner Heide verbracht werden. Hier fliegen die Jungköniginnen auf ihren Hochzeitsflug und verpaaren sich mit den ausgewählten Drohnen. Somit ein hoffentlich für Mensch und Biene erfolgreicher Start in ein weiteres Honigjahr.

André Werner ist 1986 in Wittenberg geboren, betreibt an drei Standorten im Müglitztal eine kleine Imkerei und ist Mitglied im Imkerverein Pirna und Umgebung e.V.

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Mitglied im deutschen Journalistenverband DVPJ